Hinter mir, der laute Knall einer Explosion. Raku brennen will erprobt sein. Doch da es mein erstes Mal ist, bleibt mir die Freude des Erforschens.
Etliche Schmuckanhänger und Schalen hatte ich geformt. Ton, einer meiner liebsten Werkstoffe. Würde er doch die Haut nicht so aussaugen. Meine Finger werden rissig, noch während ich mich daran erinnere.
Das Feuer verströmt Wärme, die Sonne scheint auf den Steinplatz.
Das Feuer lechzt nach dem trockenen Holz.
Schweiss überströmt meinen Rücken. Den Hochsommertag am Feuer zu verbringen, war eine blendende Idee. Die Haut in meinem Gesicht spannt sich vor Wärme. Vorsichtig treibe ich die Flammen mit dem Blasebalg an. Behutsam, immer den Atem des Elements im Visier.
Stück um Stück, erhitze ich die einzelnen,rohen Tonelemente, schüre die Glut, entfache die Flammen erneut. Treibe das Flackern so sehr an, bis die Flammen aus dem Rohr steigen. Dann ist es Zeit, die Freude und das Feuer zu zügeln und für etwa eine Stunde die Temperatur des Feuers zu halten. Die Objekte müssen den Zustand des Weissglühens erreichen. Ist diese Punkt überschritten, lasse ich den Ofen etwas herunter-kühlen. Dann werden die Gegenstände einzeln mit einer starken Zange heraus gehoben und in ein Bett aus Holzspänen gebettet. Das Holz fängt Feuer, die Glasur knistert und knackt. Die für Raku typischen Risszeichnungen entstehen.
Zur Hitze des Tages gesellt sich ein reissender Föhnwind. Es erscheint unmöglich die Sägespäne zu löschen. Wann immer eine Böe in die schwelende Masse fährt, entflammt ein neuer Brand.
Wir haben Angst, dass die Rauchschwaden jeden Moment den Feueralarm des Gebäudes auslösen könnten. Es bleibt still… noch bleibt es still. Bald schon erklingt beherrschtes Fluchen. Über Mittag hatte sich der Schwelbrand durch die Späne gefressen. Sie würden nur spärlich reichen – wenn überhaupt.
Durch den Vorgang des Verkohlens frisst sich das matte schimmern in die poröse Oberfläche des Tons. Nach dem flambieren kommen die Objekte ins Wasserbad.
Beim Eintauchen zischte und sprudelt es. Nur noch sauber reiben und dann sind sie fertig.
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Apropos Anhänger, ich hatte einen, den hütete ich wie meinen Augapfel. Bereits für die Herstellung des Rohlings brauchte ich gut zwei Stunden. Die Oberfläche war vorsichtig verdichtet und er war so hauch dünn wie nur möglich. Seis drum, ich brannte ihn, legte ihn in die Holzspäne und hoffte er würde die Materialspannungen überstehen. Das tat er. Ich wusch ihn und begutachtete mein Werk. Ich war stolz und überglücklich das es funktioniert hatte. Doch da, da war eine Stelle, die Stelle könnte noch etwas schwärzer, etwas dunkler sein. Kurz um, legte ich das Ding wieder in den noch heissen Ofen. Um mir die Hände zu waschen lief ich kurz weg. Noch während ich lief, hörte ich hinter mir die Detonation – sie hallte in mir wieder. langsam drehte ich mich, lief zurück und hob vorsichtig den Deckel an. Da war… da war… da war, nichts mehr. Kleinste Teile der Platte waren im Ofen verteilt. Da sich das Material nicht langsam hatte erwärmen können, ist es von den Spannungen zerrissen worden. Wie bezeichnend…
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